ich möchte wieder…

ich möchte wieder
gedichte schreiben über
liebe, eifersucht und laster,
statt prosaischischer lamentos
nun ein unbeschwertes, hüllenloses
höchst infektiöses epos
 
ich möchte gerne wieder
radikal normal sein, distanzlos
albern und banal sein, egal,
was die statistik sagt und welche
zahlen dann fatal in wellen oder
exponierten kurven schwellen
 
ich möchte wieder
singen und dich singen hören,
laut und frech und frei, möchte
deine aerosole schlucken und mit
jedem konsonanten sollst du mir dabei
das glück ins antlitz spucken
 
ich möchte gänzlich
unvorsichtig an der theke ins
gewühl mich drücken, ohne angst
berühren/streifen/drängeln/rempeln,
körper riechen, husten dürfen,
sorglos am martini nippen
 
ich möchte wieder
mensch sein unter andern
menschen, selbst, wenn sie die
hölle sind, menschen, die ich liebe
oder leide oder hasse oder gleichgültig
an mir vorüberziehen lasse
 
keine virenschleuder,
kein gefährder, aber stets gefährdet,
wieder mensch sein, ungetrackt dir
nah sein, nicht immun, nur einfach
da sein, staunend atmend
mit weit offnem mund.

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