Herr Kurz behält recht

Recht haben ist freilich etwas Schönes. Recht zu behalten, es schon immer gewusst zu haben, gibt ein wunderbares Gefühl der Überlegenheit. Manchmal braucht man das. Gerne tut man deshalb auch einiges dazu, hilft vielleicht auch nur unbewusst nach, damit die eigenen Prophezeihungen sich erfüllen, umso mehr, wenn man anfänglich dafür verlacht wurde.

Auch Herr Kurz möchte naturgemäß recht behalten. Als junger Mann mit einer gewissen Bildungsferne muss es ihm ein großes Anliegen sein, seinen Anhängern wie auch den politischen Gegnern und Kritikern, vor allem auch allen Experten und Akademikern, den anderen, älteren, erfahreneren Regierungschefs und überhaupt der ganzen Welt zu beweisen, dass er recht hat. Dass die Wahrheit bei ihm ist. Um jeden Preis möchte er recht behalten.

Wie sonst ist zu erklären, wie diese, seine Regierung seit dem letzten Frühjahr in der Corona-Pandemie agiert? Wie ist zu erklären, dass permanent auf sinnlose Strategien von der „Corona-Ampel“ bis zu Massentests und das gefährliche „Freitesten“ gesetzt wird? Dass man damit Geld und Kapazitäten vergeudet, die man dringend benötigen würde? Oder dass man völlig verabsäumt hat, die besonders vulnerablen Gruppen in den Pflegeheimen besser zu schützen? Dass man auch für die Schulen kein Konzept hatte, wie es weitergehen könnte? Dass man ohne Plan in die zweite Welle gestolpert ist und weiter planlos von einer absurden Peinlichkeit in die nächste taumelt, was nur leider gar nicht lustig ist, weil es Menschenleben kostet? Dass Selbstinszenierung mit Pressekonferenzen und Message control das einzige ist, worauf wirklich Wert gelegt wird? Dass permanent großspurig Ankündigungspolitik betrieben wird, ohne jeden Plan, ob und wie etwas umsetzbar ist? Wie sonst soll man es schließlich deuten, dass man angesichts einer erheblich ansteckenderen Mutation des Virus nun Impfstoff hortet, schon nach wenigen Tagen keinen Überblick mehr hat, wieviel davon wo vorhanden ist und mit der Verimpfung anscheinend zuwarten möchte, bis sich diese Mutation ordentlich ausgebreitet hat?

Herr Kurz will einfach recht behalten. Denn so, wie diese Regierung agiert, wird seine Prophezeihung vom vergangenen März doch noch wahr werden, dass bald jeder jemanden kennen wird, der an Corona gestorben ist.


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