im nächtlich lauen garten

 

im nächtlich lauen garten der gepflegten langeweile
steht mnemosynes tochter mit geschürzten lippen,
doch hält sie ihr gesicht bedeckt.
 
zu gerne wüsst’ ich ihren namen,
und ob ich mich ihr nähern darf.
ist es erato oder melpomene,
ist dieser schöne mund zum kuss bereit,
übt er sich nur in göttlichem gespött?
ist es thalia oder gar die namenlose zehnte?
 
soll ihren kuss ich wünschen oder fürchten?
wer spielt hier mit wem verstecken?
auf mein fragen antwortet sie sphinxisch
 
und führt mich in den traumwald der dämonen.
doch offenbart sie in dem dickicht kein geheimnis,
keine sünde und kein leidenschaftlich’ wort.
wo sonst der griechen götter sich genussvoll
lust & laster hingegeben, reagiert
sie indigniert und puritanisch streng.
 
der musenkuss gebührt dem reinen nur, sagt sie.
welch arme welt der prüderie, da die olympischen
die irdische versuchung nicht mehr lockt.



 

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